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Die vielen Gesichter der Viskose

Viskose und alle anderen Arten von Regeneratfasern sind heute ein weit verbreitetes und sehr beliebtes Material. Es ist sehr angenehm zu tragen, pflegeleicht und in vielen interessanten Ausführungen erhältlich. Allerdings sind die verschiedenen Bezeichnungen mehr als verwirrend. Kennen Sie zum Beispiel den Unterschied zwischen Modal und Tencel? Wie unterscheidet sich Viskose, der aus Bambus hergestellt wurde, von anderen Viskosenarten und wo liegen die Vorteile? Ist Viskose überhaupt die richtige Bezeichnung? Und was ist Rayon?

Viskose Eigenschaften, Viskose Kleider

Regeneratfasern einschließlich Viskose sind natürliche Kunstfasern, die ähnlich wie einige synthetische Fasern hergestellt werden, allerdings – im Gegensatz zu den Synthetikfasern – aus dem pflanzlichen Rohstoff Cellulose. Baumwolle, Leinen, Hanf und andere Naturfasern bestehen in erster Linie auch aus Cellulose, weshalb Regeneratfasern in Bezug auf Atmungsaktivität und Pflegebedarf sehr diesen Materialien ähneln.

Die Cellulose wird meist aus Holz oder Abfällen der Baumwollproduktion gewonnen. Zur Herstellung der Fasern wird Cellulose in eine dicke, viskose Flüssigkeit umgewandelt, nach der das Material – Viskose – auch benannt wurde. Diese honigartige Flüssigkeit wird dann durch eine spezielle Düse in ein Säurebad eingespritzt, wo dann feste Fasern entstehen.

Durch Modifikation einiger Teile des Herstellungsprozesses ist es möglich die Eigenschaften des Materials zu beeinflussen. So kann man beispielsweise ein besonders leichtes, wasserabweisendes oder langlebiges Material herstellen.

Was wird als Viskose bezeichnet?

Oft wird jede Faser, die aus regenerierter Cellulose hergestellt wurde, einschließlich Modal und Lyocell, einfach als Viskose bezeichnet. Das ist aber so nicht ganz richtig. Was man hier unter Viskose versteht sind in der Tat alle Regeneratfasern (bzw. regenerierte Fasern, chemische Cellulosefasern oder auch Chemiefasern aus Cellulose). Genau genommen ist Viskose nur ein spezifischer Typ einer regenerierten Faser, die mit dem Viskoseverfahren hergestellt wird.

Haben Sie schon jemals etwas von Rayon gehört?

In alten Publikationen stößt man oft auf den Begriff „Reyon“ oder „Rayon“. Früher wurden in Deutschland die Viskose-Filamentgarne nämlich als Reyon oder Kunstseide bezeichnet. Diese Bezeichnungen dürfen aber laut Textilkennzeichnungsverordnung nicht mehr für die Kennzeichnung verwendet werden.

Allerdings hat auch jedes Land seine eigenen Regeln. Im Englischen zum Beispiel werden alle regenerierten Fasern als Rayon bezeichnet. In den USA wird man kaum den Begriff Viskose finden, während es in Europa genau umgekehrt ist.

Dennoch kommt es manchmal noch vor, dass Waren zum Beispiel mit 40% Rayon, 60% Viskose gekennzeichnet sind. Dies deutet meist auf eine Mischung verschiedener regenerierter Fasern hin.

Verwirrend, oder? Hier nun eine laut Textilterminologie korrekte Zusammenfassung:

Regeneratfasern

Regenerat Fasern sind Chemiefasern auf Zellulosebasis (auch cellulosische Chemiefasern), die aus natürlich vorkommenden, nachwachsenden Rohstoffen in chemischen Prozessen hergestellt werden. Viskose ist nur eine Unterart der Regeneratfasern. Die europäischen Richtlinien erkennen 6 Typen von künstlich hergestellten Cellulosefasern an.

Hier folgt ein kurzer Überblick.

Viskose

Hierbei handelt es sich um eine Cellulosefaser, die mittels eines Viskoseprozesses hergestellt wird, der vor über einem Jahrhundert entwickelt wurde. Viskose ist die„gewöhnliche“ Regeneratfaser, der vorrangig für T–Shirts und leichte Sommerkleider oder – hosen verwendet wird. Viskose ist sehr weich, bequem, luftig, kühl und preiswert. Die Nachteile sind, dass sie nicht sehr robust ist und zu Pillingen neigen kann. Die Viskosefestigkeit nimmt im nassen Zustand ab – daher sollte es im Schonwaschgang gewaschen werden, danach vorsichtig ausgewrungen und getrocknet werden, um eine Verformung zu vermeiden. Außerdem sollte man wissen, das Viskose dazu neigt zu knittern, wie sehr ist allerdings von der Garnverarbeitung abhängig. Ein T–Shirt aus einem Viskose–Elasthan Jersey knittert weniger als ein leichter – in Leinwandbindung hergestellter – Sommerstoff.

Die Viskoseproduktion ist nicht ganz umweltfreundlich. Es entstehen Abfälle, die nicht recycelt werden können. Viskose selbst ist aber – wie Baumwolle – biologisch abbaubar.

Modal

Modal wird durch ein modifiziertes Viskoseverfahren hergestellt, welches es deutlich widerstandsfähiger, besonders im nassen Zustand, macht. Somit wird bei diesem Material eine der Hauptschwächen der Viskose eliminiert. Modal pillt auch nicht ganz so leicht und hat somit kaum Nachteile, außer dass es etwas teurer ist als gewöhnliche Viskose. Man verliebt sich schnell in diesen Stoff, dessen einziger ernstzunehmender Konkurrent die Seide ist.

MicroModal™ und MicroModal AIR™ sind besonders feine Modalfasern des österreichischen Herstellers Lenzing. Die bei der Herstellung von Modal verwendete Cellulose wird aus Buchenholz gewonnen.

Lyocell – Tencel

Die Herstellung von Lyocell erfolgt nach einem speziellen Auflösung- und Spinnverfahren. Das hierbei verwendete Lösungsmittel ist zu nahezu 100% recycelbar und wird nicht entsorgt, sondern wiederverwendet. Lyocell-Gewebe haben ähnliche Eigenschaften wie Modal: sie sind leicht, weich, sehr bequem und gleichzeitig langlebiger als herkömmliche Viskose.

Tencel™ ist der Markenname für Lyocell made by Lenzing. Die bei der Herstellung verwendete Cellulose wird aus Eukalyptusbäumen gewonnen.

Cupro

Cupro ist eine regenerierte Cellulose, die mit dem Kupferoxid-Ammoniak-Verfahren (bzw. Nassstreckspinnverfahren) hergestellt wird. Auch wenn dieser Prozess hochgiftig klingen mag, wird alles – wie bei Lyocell – recycelt. Außerdem ist der verwendete Rohstoff ein Abfallprodukt der Baumwollherstellung, womit Cupro zu den umweltfreundlichen Materialien zählt.

Cupro ist leicht, atmungsaktiv und kühl. Es hat einen weichen, seidigen Schimmer, fällt wunderbar und wird oft als Seidenimitat verwendet. Ein kleiner Nachteil ist, dass es recht leicht knittert.

Bambus

Die sogenannte Bambusviskose wird aus Bambuscellulose hergestellt. Die Qualität hängt davon ab, wie er hergestellt wird. Bambus Viskose kann sich wie ein gewöhnliches Viskose-Gewebe verhalten, Fasern verlieren und Pillinge bilden, oder es kann weich und langlebig sein.

Abgesehen von einem angenehmen, weichen Griff verleiht Bambus den Geweben nicht gerade die zusätzlichen besonderen Eigenschaften, die manchmal von den Herstellern gefordert werden – tatsächlich sind alle Arten von Regeneratfasern kühl, saugfähig und hypoallergen. 

Acetat und Triacetat

Diese beiden Fasern werden aus Celluloseacetat hergestellt und sind in ihrer chemischen Zusammensetzung sehr ähnlich. Acetat gibt es schon recht lange. In den Jahren zwischen den Weltkriegen wurde es als Seidenersatz verwendet. Heute wird es meist für atmungsaktive Futterstoffe verwendet, taucht aber auch in Satin, Taft und Brokat für die Abendgarderobe auf.

Acetat ist geschmeidig, glänzend und fällt sehr schön, allerdings ist es nicht sehr haltbar, und nutzt sich sehr schnell ab. Acetat ist thermoformbar, was für die Herstellung von Plissee Stoff erforderlich ist. Allerdings muss Acetatgewebe bei sehr niedriger Temperatur gebügelt werden und kann nicht im Wäschetrockner getrocknet werden.

HWM-Fasern

Möglicherweise sind Sie auf das Akronym HWM gestoßen. Es bedeutet "hohes Nassmodul" und bedeutet, dass das Gewebe eine hohe Nassfestigkeit aufweist. HWM-Fasern sind eine verbesserte Form der Viskosefasern. Sie werden dies nicht auf Bekleidungsetiketten sehen, da HWM-Fasern unter die Kategorien Modal oder Lyocell fallen, aber manchmal taucht diese Abkürzung in Beschreibungen von Produkten auf.

 

Viskose, Was sind zellulosische Chemifasern

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